Georg Winter: STR – Space of Total Retreat, Essen, 28.08.2010. Film und Schnitt: Katharina Schmitt.

Georg Winter: STR – Space of Total Retreat, Essen, 28.08.2010, Dokumentation: Jörg Steinmann.

 

Georg Winter: STR - Space of Total Retreat, Bautafel der Installation für den Kopstadtplatz in Essen, 2010.


STR Essen 2010

Space of Total Retreat / Raum des gänzlichen Rückzugs

„Ich glaube, dass es in allen Gesellschaften Utopien gibt, die einen bestimmten, realen, auf der Karte zu findenden Ort besitzen und auch eine genau bestimmbare Zeit, die sich nach dem alltäglichen Kalender festlegen und messen lässt.“ Michel Foucault

Kopstadtplatz Essen / 24. August – 29. August / täglich 24 Stunden

Der STR Space of Total Retreat / Raum des gänzlichen Rückzugs wird vom STR-Team (KünstlerInnen, Architekten, Stadtforscher) in einer spontanen, situativen Bauweise, aus schnell verfügbaren, einfachen Materialien als benutzbares Architektur-Objekt im Zusammenhang von „Hacking the City“ gebaut. Besuchen Sie die Baustelle!

Das Kulturhauptstadtjahr mit seinen zahlreichen Veranstaltungen ist die ideale Basis zur Erprobung neuer Dynamiken im urbanen Raum. Die Vermassung kultureller Aktivitäten, die Überreizung des Stadtraums mit sinnlosen Massenveranstaltungen und Angeboten nervt und überfordert die BewohnerInnen in ihrer immer komplexeren Lebenswelt. Nach Räumen des Rückzugs, Räumen der Gelassenheit, unbelegten Räume ohne Konsum-, Bespaßungs- oder Ordnungszwängen sehnt sich die Gesellschaft in einer Zeit des „ethnical and cultural turns“. Ein Rückzug ins Freie meint nicht den Rückzug aus der Stadt aufs Land oder in die Landschaft, sondern fordert das Freigeben von Spielräumen inmitten der Stadt.

„Space of Total Retreat“ ist eine begehbare Skulptur für den urbanen Raum. Von Außen ein strenges, formales Architekturelement, birgt die Skulptur im Inneren einen Rückzugsraum für ca. 3 Personen. Visuelle, akustische und olfaktorische Reizungen sowie diverse Strahlungen, werden durch die Sandwich-Bauweise mit entsprechend absorbierenden bzw. reflektierenden Materialien wie Sand, Gips und Stahlgitter größtenteils verhindert. Die von Außen als künstlerische Installation wahrnehmbare Form des „Space of Total Retreat“ ergibt sich also aus den Kriterien und Maß-nahmen zur Verhinderung dominierender Rezeptionsmuster und ermöglicht den temporären Rückzug aus der urbanen Dynamik. „Space of Total Retreat“ ist ein 1:1 Modell retrograder Strategien für den Umbau bestehender Stadtstrukturen unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen Wandels.

Veranstaltungen

Freitag 27. August, 19 Uhr, Forum Kunst und Architektur / Kunstverein Ruhr, Kopstadtplatz 12, 45127 Essen-Zentrum,
Vortrag und Diskussion Retrograde Strategien am Beispiel des „Space of Total Retreat“ mit Prof. Georg Winter (Urban Research Institut, AG-Retrograde Strategien, S_A_R Projektbüro) und Dr. Sabine Maria Schmidt (Museum Folkwang, Kuratorin für zeitgenössische Kunst).

Samstag 28. August, 13 Uhr,
Kopstadtplatz, 45127 Essen-Zentrum,
Ortsbegehung und Künstlergespräch mit Georg Winter und dem STR-Team.


STR Space of Total Retreat Essen 2010

STR Koordination:
Georg Winter

Beratender Ingenieur für Selbstrückbauende Rückzugsbauten:
Dipl.-Ing. Arch. und Des. Martin Stoll / Freier Architekt BDA

Auftraggeber:
Hacking the City / Museum Folkwang

Georg Winter: "STR Essen 2010 - Space of Total Retreat", Skulptur für den öffentlichen Raum, Modell.

Künstlerstatement von Georg Winter zum Start des Projektes Hacking the City am 16. Juli 2010 im Museum Folkwang.

Georg Winter: "UCS Augentrost Ambulanz", Intervention im Museum Folkwang, 16. -18. Juli 2010.

Georg Winter: " c d e d - cultural disasters emergency drill", Intervention im Kasseler Kunst Verein, 2006. © Foto: D. Kühn.

Georg Winter: “UCS Augentrost-Ambulanz”, 16.-18. Juli 2010, Museum Folkwang.


UCS Augentrost-Ambulanz

„…..zu selten benetzt Feuchtigkeit das hilflose Auge beim Betrachten der Kunst.“ Arthur Schopenhauer

Zu den Öffnungszeiten des Museum Folkwang wird vom 16.07.2010 bis zum 18.07.2010 eine Augentrost-Ambulanz als Notdienst bereitgehalten.

Georg Winter (UCS medical support) und Manfred Ballmann (Apotheker) werden in einem Bereitstellungsraum des Museums einen Notdienst zur Besucherbetreuung anbieten. Die Auswirkungen der Fernhypnose im Sinne einer Veränderung von Rezeptionsgewohnheiten können zur Ermüdung der Museumsbesucher führen. Ebenso kann der gewohnte Rezeptionsvorgang, vor allem visueller Überangebote zur Reizung der Augen und des Nervensystems führen.

Die Ambulanz bietet neben Art- und Mediarelax die Anwendung von Augentrost-Präparaten am offenen Auge der Besucherinnen und Besucher an. Augentrost (euphrasia officinalis) entspannt über die direkte Anwendung am Auge, als Augenbad, den Wahrnehmungsapparat des Menschen.

Georg Winter: “UCS medical support / Rettungsaktion”, 17. Juli 2010, Museum Folkwang.


UCS Massen-Fernhypnose (UCS High Mass Telehypnosis)

Drei Tage lang wird der Züricher Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Roman Buxbaum in Kooperation mit dem brasilianischen Hypnotiseur Vicente de Moura eine auf den Ort , Museum Folkwang, fokussierte Massen-Fernhypnose ausführen (UCS-High Mass Telehypnosis).

Die sich im Museum befindenden Menschen werden in einen tranceähnlichen Zustand versetzt, auch partialhypnotischer Zustand genannt, oder auch VBZ/ASM.

(VBZ/ASM: Veränderter Bewusstseinszustand / Altered State of Mind: im Gegensatz zur Vollhypnose bleibt in diesem Zustand die Autonomie des Denkens und Handelns bestehen. Es kommt danach auch nicht zur posthypnotischen Amnesie, sondern zu einer leichten Modulation des Wollens und Fühlens vergleichbar mit anderen endogenen und exogenen Einflüssen wie Meditation, Musik oder psychotrope Substanzen).

Die Museumsbesucher werden beim Betreten des Museums über das Vorhaben informiert. Wer sich nicht auf die Fernhypnose einlassen will, sollte sich gedanklich und verbal distanzieren, in dem der Satz „Ich möchte nicht an der Fernhypnose teilnehmen“ stündlich imaginiert bzw. verbalisiert wird.

Besucher, die an der Fernhypnose teilnehmen, erhalten den hypnotischen Auftrag: Gehe langsam! Verhalte Dich ruhigVerzichte auf den Versuch der vollständigen Wahrnehmung der angebotenen Reize! Gelassenes Auslassen. Ausgelassene Gelassenheit. Beim Verlassen des Museum erhalten die Menschen den posthypnotischen Auftrag: Verbleibe entspannt und rezeptiv. Erinnere Dich an das Auslassen.

Gesundheitliche Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten.

Georg Winter (unter)sucht die Katastrophe. Wende oder Umkehr zum Schlimmeren bedingen den Katastrophenfall. Besonders im Visier von Georg Winters Arbeiten: kulturelle Massenveranstaltungen.

Georg Winter: "Losing Horses", Don Quijote Verfilmung mit Ukiyo Camera Systems seit 2006 an diversen Drehorten. © G. Winter.

Kennzeichnend für Georg Winters (*1962) künstlerische Praxis sind temporäre Laboratorien, urbane Situationen, selbst organisierte Großperformances, Forschungsprojekte in einem fächerübergreifenden Arbeitsfeld. Georg Winter zählt mit „UKIYO CAMERA SYSTEMS“, seit den 80er Jahren, zu den wichtigen Aktivisten des „Expanded media“ und der raumbezogenen Experimentalkunst. Ausgehend von der „Universität im Koffer“ lehrte Winter seit 1994 unter anderen an der Universität Stuttgart, der Merzakademie Stuttgart, 1999-2003 Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich , 2003-2007 Professur für Kunst und Öffentlicher Raum, AdBK Nürnberg und seit 2007 an der HBK Saar als Professor für Bildhauerei / Public Art.

Winter über Winter: „Ich beschäftige mich mit der Konzeption und Herstellung von Störungen in Betriebssystemen, wie auch mit der Reflexion und Behebung von Störungen in Betriebssystemen. Exkursionen, -peditionen, -hibitionen, -perimente kommen zur Durchführung mit den Beteiligten und anderen. Verwerfungen und aktive Formen der Unterlassung folgen. Ambulante Lehrtätigkeiten, Professuren und Revolten wechseln mit Übungen zur Objektdifferenzierung, betreutem Schlaf und der Verabreichung von Sedativa an ‘artitoxischen’ Stellen. Einfache Grundübungen, wie drehen, wenden, aufheben, werden täglich geleistet. Der menschliche Körper kann, nach Spinoza, die anderen Körper auf viele Arten bewegen und auf viele Arten disponieren“.

 

Referenzprojekte

Georg Winter: "Losing Horses", Don Quijote Verfilmung mit Ukiyo Camera Systems seit 2006 an diversen Drehorten. © G. Winter.

Georg Winter: "Losing Horses", Don Quijote Verfilmung mit Ukiyo Camera Systems seit 2006 an diversen Drehorten. © G. Winter.

Georg Winter: "Fallender Arbeiter", Verfilmung des Schicksals des DDR-Arbeiters Heinrich Schiller nach einem Buch von Béla Labdás mit Ukiyo Camera Systems, 2010. © G. Winter.