MACHT GESCHENKE: THE MAKING OF CAPITAL
WORK IN PROGRESS, Implantate, Museum Folkwang und Innenstadtbereich, Christin Lahr, 2010
MACHT GESCHENKE: DAS KAPITAL begegnet der herrschenden politischen Ökonomie sowie sinnentleertem, menschenunwürdigem Bürokratismus mit der Geste des Schenkens und stellt die Sinnfrage. Das System zeigt sich im Spiegel. Während der Projektwoche werden alle Tätigkeiten dieses Langzeitprojekts, die normalerweise im Verborgenen ablaufen, öffentlich ausgeübt.
Die Base Station wird vom 22.09. – 26.09.2010 mein Arbeitsplatz und Ort des Geschehens. Museale Präsentation und private Arbeitssituation werden eins. Ich übernehme die Strukturen des Museum Folkwang. Von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Freitag bis 22.30 Uhr gewähre ich bildhafte Einblicke in das Wesen des Geld- und Zahlungsverkehrs sowie der Verwaltung und Bürokratie. Ich offenbare Bankgeheimnisse, beleuchte Hintergründe und wende kapitalistische Strategien (an). Kapital wird gebildet, arbeitet und wächst. Offen bleibt die Frage nach der Qualität von Mehrwert und Wertschöpfung. Besucher werden in die täglichen Transformationen eingebunden, Kontakte geknüpft, Beziehungen aufgebaut. Zwischenergebnisse werden sich abbilden. Bei gegenseitiger Wertschätzung sind un-
erwartete Geschenke möglich. MACHT GESCHENKE: THE MAKING OF CAPITAL
Gelegentlich werde ich meinen Arbeitsplatz verlassen, um Bewegungen von Kapital im Innenstadtbereich zu aktivieren sowie einen Prozess der Wertschätzung und Wertschöpfung in Gang zu setzen. Vorhandene Systeme werden entgegen der Laufrichtung genutzt und gewendet. Bei Gelingen wird in mehrfacher Hinsicht Mehrwert erzeugt. MACHT GESCHENKE: Geben ist seliger denn nehmen.
MACHT GESCHENKE: DAS KAPITAL – Kritik der politischen Ökonomie
Schenkung an die Bundesrepublik Deutschland, Überweisungen von Kapital an das Bundesministerium der Finanzen, Christin Lahr, 2009 – ca. 2052
Seit dem 31. Mai 2009, 20:35 Uhr überweise ich täglich 1 Cent an das Bundesministerium der Finanzen und wirke damit dem unablässig wachsenden Schuldenberg in homöopatischen Dosen entgegen. In das Feld “Verwendungszweck” schreibe ich jeweils 108 Zeichen aus “DAS KAPITAL – Kritik der politischen Ökonomie” von Karl Marx ab. So wird per Online-Banking nach und nach der gesamte Text des Buches auf das zentrale Konto des Staates bei der Bundesbank übertragen. Dieser Vorgang wird in etwa 43 Jahre in Anspruch nehmen. Die hierbei transferierten ca. 15709 Cents werden im Staatshaushalt als unerwarteter Kapital-
zuwachs verbucht. Die Wertsteigerung der Kapitalanlage durch Zins und Zinseszins ist hierbei noch ebenso wenig berücksichtigt wie die eingesetzte Arbeitskraft und Lebenszeit oder die Wertschöpfung durch kulturelles und symbolisches Kapital.
Dem jeweils amtierenden Bundesfinanzminister obliegt es, DAS KAPITAL als Treuhänder in jeder Hinsicht sorgsam zu verwalten, keinesfalls zu veräußern und zum Nutzen aller gewinnbringend anzulegen. Bei pflichtgemäßer Erfüllung der Aufgabe ist DAS KAPITAL aufgrund der exponentialen Effekte von Zins und Zinseszins in der Lage, die Staats-verschuldung aus dem Jahre 2009 in Höhe von 1.746.599.197.210 EUR innerhalb von 300 Jahren zu tilgen.
Die Arbeit ist eine Schenkung an das ganze Volk, eingestellt in den Staatshaushalt der Bundesrepublik Deutschland, eingeschrieben in die Archive, verwaltet durch die aktuell gewählten Repräsentanten, sicher verwahrt bei der Bundesbank. Jede der etwa 15709 Überweisungen wird per Screenshot dokumentiert, einmalig ausgedruckt, signiert und im Verlaufe des Projektes stellvertretend an einzelne Bürger/innen verschenkt. Parallel dazu streiche ich in “Überzeichnungen” auf Transparentpapier Zeichen um Zeichen aus und erzeuge analog zum Buch eine unlesbare Notation des KAPITALS, bestehend aus Zähl- und Zahlzeichen. Am Ende des Projektes wird in mehrfacher Hinsicht ein kumulativer Kapital- und Wertezuwachs zu verzeichnen sein, der sich nicht mehr allein in Zahlen und Zeichen ausdrücken lässt.
Und Du? Was tust Du da drin?
Du bist nicht der Herr Generaldirektor.
Du bist froh, wenn Du Arbeit hast.
Komm heraus, Duuuu… hier gehörst Du hin.
Nur wenn wir den Kampf koordinieren und bündeln, haben wir eine Chance.
Sich einmischen statt resignieren!
Es geht auch anders.
Romeo Salviati, cosa fai lì dentro? Tu non sei un dirigente, sei uno che lavora per dare da mangiare ai suoi figli. Vieni fuori, vieni qui con noi. Tua moglie si vergogna a uscire di casa, ha vergogna di te…
Sciopero!
M+M "Call Sciopero" in Essen am 16. bis 18. Juli 2010.
M+M "Call Sciopero" in Essen von 16. bis 18. Juli 2010.
Workshop
CCTV – A Trail of Images. Ein Streifzug zu den Schauplätzen der unsichtbaren Stadt Essen, 16. und 17. Juli 2010.
Fanzine "CCTV"
Aktion
Chess for CCTV Operators – Performance im Überwachungsraum Essen
In “Chess for CCTV Operators” bespielt die !Mediengruppe Bitnik Überwachungsdatenräume im städtischen Raum Essen und fordert den Überwachenden zu einem Schachspiel heraus. Dazu spüren sie Überwachungskamerasignale auf, entführen und ersetzten diese mit einem eigenen Videosignal, dem Schachbrett. Der Überwachungsmonitor im Kontrollraum des Überwachenden wird übernommen und zu einer Spielkonsole gemacht. Mit der Spielaufforderung durchbricht die !Mediengruppe Bitnik die Machtstruktur der Überwachungssituation – eine subtile Performance für einen einzelnen und speziell ausgewählten Rezipienten.
Koffer mit Schachcomputer, Videosender und Richtantenne
Aufführungstermine:
Freitag, 23.07., um 16.00 Uhr, Rheinischer Platz, Essen.
Samstag, 24.07., um 12.00 Uhr, Marktkirche am Flachsmarkt in der Essener Innenstadt.
Samstag, 24.07., um 14.00 Uhr, Vorplatz Museum Folkwang.
Das Projekt “Give your Sound replay” entsteht durch die Partizipation von Passanten in Essen. Die Produktion persönlicher Laute als Individuum und die Reproduktion dieser Laute in einer späteren Aktion in der Öffentlichkeit der Essener Innenstadt bilden die Kerngedanken. Steinmann hat Essener Bürger um eine Geräusch-Spende gebeten. Die geäußerten Laute wurden auf einem Handy-Recorder aufgezeichnet und in eine lautmalerische Partitur umgeschrieben, die am 23. und 24. Juli als Rezitation zweistimmiger Dialoge im öffentlichen Raum aufgeführt wird.
In London hat die UBS die Aktion einer Zürcher Künstlergruppe verhindert. Unter Androhung von rechtlichen Schritten ist ein öffentliches Plakat von der zuständigen Plakatgesellschaft abgehängt worden. >>>>