Hacking-Tools

Postkarten / Postcards ”Hacking the City” (insgesamt 8 verschiedene Motive), je 1 Euro
1 Stickerbogen / Sticker sheet (DIN A3), 2 Euro
Baumwolltasche / Cotton bag “Hacking the City” (ohne Inhalt / without tools), 3,50 Euro
Baumwolltasche / Cotton bag”Hacking the City” (mit Inhalt, s.o. / with tools), 7 Euro

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Künstlergespräch mit Boran Burchhardt und Frank Müller, Medinetz Essen e.V. am 06. August 2010


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Zu einem ungewöhnlichen Streifzug durch die Essener Innenstadt lud die Künstlergruppe !Mediengruppe Bitnik an einem Samstagnachmittag Ende Juli ein. Jedoch sollten nicht etwa Kunstwerke im öffentlichen Raum aufgesucht werden, noch diente ein regulärer Stadtplan der räumlichen Orientierung. Stattdessen wurden den Teilnehmer zu Beginn des Spaziergangs eine selbstgebaute Empfänger-Konstruktionen, an die entweder ein kleiner portabler Monitor oder eine Handkamera angeschlossen worden war, an die Hand gegeben.

Bereits unweit des Museums, vor einem der großen Hotels entlang der Bismarckstraße, rauschte auf den Monitoren das erste Bild in Ton und Farbe: eine Hotellobby aus Kamera-Perspektive. Tatsächlich ermöglichten die CCTV-Empfänger-Konstruktionen, die über die Überwachungskameras aufgenommenen Bilder quasi an der Schnittstelle zwischen Aufnahme und kabelloser Übertragung an den jeweiligen Monitor eines Security Service, von der Straße aus mitzuschneiden.Genau an dieser Stelle „hackten“ wir uns ein.

Als freie, ungesicherte Daten warteten die Daten gleichwohl auf ihr Sichtbar-Werden: Treppenhäuser, Verkaufsräume von Eisdielen und Jeans-Shops, der China-Imbiss um die Ecke oder das Hinterzimmer eines Juweliergeschäfts. Es entstanden plötzlich Bilder und Perspektiven einer vermeintlichen Öffentlichkeit, die sonst nie Teil eines Stadtspaziergangs werden; jetzt aber, in ihrer tatsächlichen Allgegenwart, von der alltäglicher Überwachung sprachen, die uns auf Schritt und Tritt begleitete.

L.H., Juli 2010

Liebe Künstler, liebe Veranstalter von „Entziehen Sie sich, werden Sie ein McGhillie“

Am 31.Juli 2010 haben Freund Joachim und ich uns von der geheimnisvollen Telefonansage unter der Rufnumer 0201- 85 79 40 77 animieren, und uns in der Stadtbücherei Essen den Tresorschlüssel geben lassen. Überraschung: ein McGhillie Anzug. Sich dem völlig Unerwartetem auszusetzen und auch der Entschluß mitzumachen war seelisches Augenzwinkern mit leichtem Herzklopfen. Das Verschwinden im öffentlichen Raum durch auffälligste Kleidung zu provozieren ist ein Risiko wert. Und ja, es war uns so, als ob manche anderen eher im Nichts verschwunden wären als wir, weil sie sich nicht von uns gesehen haben lassen wollten, weil sie wünschten, wir würden an ihnen vorüber ziehen. Am besten, es gäbe uns gleich gar nicht. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr sich die Menschen in der Stadtbücherei in ihre PCs hinein gearbeitet haben. Kein Blick für links oder rechts. Gucken oder Lachen schadet der Gesundheit.

Viele Menschen reagierten mit offener freundlicher Neugierde und Interesse an unserem merkwürdigem Outfit, mit Sinn für Humor und mit Freude auf die plötzliche Attraktivität des Alltags durch eine unerwartete Unterbrechung der normalen Routine. Manche aber auch erst nach einer Schrecksekunde, wenn der Mut wieder Oberwasser bekommen hatte. Dies galt ganz besonders für Verkäufern, Wachpersonal, alte und junge Menschen. Irritiert dagegen wirkten psychisch Kranke, Penner, sogar Punks, die mich jedenfalls nicht ansehen wollten, und Leute, die zum Betteln auf dem Boden saßen, eine Gruppe japanischer Touristen. Zwei ausländische Mitbürger reagierten mit Fragen und scheuten auch Körperkontakt nicht. Diese hatten offensichtlich mit dem Nichtvorhandensein durch Fremdartigkeit ihre eigenen Erfahrungen, und hatten doch ihr waches Interesse für ihre Umwelt nicht verloren. Ja, sogar für die Gruppe schwarzer Musiker in der Mitte der Stadt, wurden wir plötzlich eine menschliche Bereicherung. Sie hätten den Urwaldtanz zu Dritt einmal sehen sollen, den wir auf dem Rasen mit dem schwarzen Tänzer hingelegt haben!
Ich glaube, der Sänger der Gruppe allerdings war etwas fassungslos. >>>> weiterlesen

schockierend bis sinnbefreit sind die bilder, die wir auf unseren dérive mit der mediengruppe bitnik am freitag auf selbstgebastelten empfangsgeräten (kostenpunkt ca. 50 Euro)zu sehen bekommen: der speisesaal des nahegelegenen altenheims, die ladentheke des bäckers um die ecke, namenlose flure und die schalterhalle der post direkt am hauptbahnhof. jeder weiß: hier können auch geldgeschäfte getätigt werden.

die bilder werden direkt von überwachungskameras auf unsere bildschirme gesendet. über ungeschützte radiofrequenzen. die kann jeder ganz legal anzapfen…bei dem gedanken wird mir ganz anderes.

traurig und bedenklich ist der gleichmut, der unserer gruppe häufig von passanten oder angestellten in geschäften begegnet, die scheinbar kein problem damit haben 24/7 unter bewachung durch ihren arbeitgeber zu stehen. das gern wiederholte mantra der politiker “wer sich nichts zu schulden habe kommen lassen, der hätte auch nichts zu befürchten” scheint das öffentliche bewußtsein wirkungsvoll eingelullt zu haben. es wird höchste zeit wieder aufzuwachen!

A. Hachmann